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ÜBERLEGUNGEN EINES FREIERS - Teil 1

Das Thema Prostitution schlägt in den Medien immer wieder Wellen und regt zu hitzigen Diskussionen an. Eine Reform sei nötig und man solle sich ernsthaft Gedanken zum schwedische Modell machen: Verbot der Prostitution, Strafverfolgung der Freier.
 
Meine Gedanken dazu:
 
In jungen Jahren chauffierte ich einen Bekannten in die Landclubs der Umgebung. Ich hatte Zeit, aber kein Geld – er Angst um seinen Führerschein. Als Nicht-am-Sexgeschäft-Beteiligter, führte ich ungezwungen Gespräche mit den Bardamen, wenn sie sich langweilten.
 
Ich vergesse nie, wie sich das professionelle und aufmerksame Lächeln einer Nutte sich in einen angewiderten Blick wandelte, als sie den Kopf von einem Kunden abwandte und auch nicht wie sich ihr Widerwillen und ihre Abscheu in ihrer Körperhaltung wiederspiegelten. Genauso wenig den zärtlichen Kuss, den ich mal mit ihr tauschte. Geld war da nicht im Spiel. Selber Geld für Sex zu zahlen, kam mir damals nicht in den Sinn. In meinem Kopf war das an romantische Liebe gekoppelt.
 
Ausserdem waren für mich alle Freier verklemmte alte Männer, die es anders nicht schafften, an eine Frau ran zu kommen. Ich bin jetzt 56 Jahre alt. Sexuell bin ich nicht verklemmt, aber eher schüchtern. Tatsächlich hatte ich ausserhalb der Prostitution lange keinen Sex mehr. – Meine Versuche, über Dating Portale Frauen kennenzulernen, waren überwiegend erfolglos geblieben. Gäbe es nicht die Nutten, würde mein Leben vermutlich ohne weitere erotische Frauenkontakte zu Ende gehen, - ein Verlauf, der wahrscheinlich keineswegs selten ist.
 
Das wäre schade gewesen. Sexualität ist mir wertvoll, ist im besten Falle eine intime Kommunikation – wenn auch häufig in Fremdsprachen. In öffentlichen Debatten der vergangenen Jahrzehnte über Liebe und Sexualität tauchte einmal der Slogan vom „Recht auf Liebe“ auf. Nett, - und wo kann man wem gegenüber dieses Recht geltend machen?
 
Meinen ersten bezahlten Sex kaufte ich mir als Mittzwanziger in Barcelona. Ich war in der Altstadt herumgelaufen – die Prostituierten an den Strassenrändern, die Einsamkeit im Nacken. Die ganze Nacht lief ich unentschlossen durch die Gassen. Im Morgengrauen sprach ich eine hässlichen Frau an. Ich wollte es nur noch hinter mich bringen. Die Stundenhotels waren belegt. Sie blies mir einen auf einer dreckigen Hintertreppe und ich kam gegen Aufpreis in ihrem Mund. – Ihr Ekel vor mir war logischerweise noch wesentlich grösser als umgekehrt.
 
Das Geräusch, mit dem sie mein Sperma hochzog und ausspuckte, bleibt mir auch unvergesslich.
Prostitution spielte in den folgenden Jahren keine grosse Rolle für mich. Sporadische neue Versuche, häufiger aus einem Übermass an Sehnsucht – denn an Geilheit heraus unternommen, führten durch die kühl distanzierte Art der Frauen zu unbefriedigender Ernüchterung.
 
Den Kontrast, Sex, der beide an – und miteinander begeistert, hatte ich nur in Beziehungen kennengelernt. Nach dem Ende einer langjährigen solchen, während der ich wenige Male mit wenig Enthusiasmus das “Fremdgehen“ im Bordell unternommen hatte, blieb ich allein – lang und immer länger.
 
Irgendwann besuchte ich, von der schon erwähnten Mischung aus Geilheit und Sehnsucht angetrieben eine Erotikmesse (Reisegewerbe mit Sexartikelverkauf, Softsexdarbietungen und angrenzenden Waren- und Unterhaltungsangeboten). Dort buchte ich eine “Überraschungsmassage“. Eine gelangweilte Barbusige rubbelte mir lustlos einen „runter“. Ich guckte befremdet ihrer wichsenden Hand zu und spritzte schliesslich mühsam ab. Schliesslich hatte ich ja gezahlt. Wir wechselten noch ein paar desinteressierte Worte, bevor das Schicksal Romeo und Julia wieder auseinanderriss.
 
Es gibt jedoch in der näheren Umgebung meines Wohnorts eine erstaunliche Anzahl von Bordellen, was mir auf Dauer auch nicht verborgen blieb………


Ein Freier in Gedanken….
 
 
2. Teil folgt

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